Ein Statement zum Thema Infraschall ist der offene Brief an politisch Verantwortliche, in dem Ärztinnen, Ärzte und Wissenschaftler/innen aus Deutschland, die mit dem Problem beschäftigt sind, ihre Bedenken gegen den weiteren Ausbau der Windkraft in Deutschland äußern.
Absender: Ärztinnen und Ärzte und Wissenschaftler/innen aus Deutschland
April 2019
Offener Brief an politisch Verantwortliche zum Thema:
Auswirkungen von technischem Infraschall auf die Gesundheit
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir, die Absender dieses Briefes befassen uns seit langem mit diesem Thema und stellen mit zunehmender Besorgnis fest:
Die gesundheitlichen Risiken durch von technischen Anlagen wie z.B. Windraftanlagen ausgesendetem Infraschall werden aktuell sowohl
• in ihrer Schwere und
• ihrer epidemiologischen Bedeutung
erheblich unterbewertet. Die bestehenden Normen zum Schutz der Bevölkerung entsprechen nicht den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und sind nicht mehr ausreichend. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass diese Auswirkungen das Maß von Belästigung weit übersteigen, es handelt sich um Erkankungen.
• Die Schwere der Erkrankungen reicht dabei von hochgradigen Schlafstörungen mit organischen Folgeerkrankungen, über Störungen des Gleichgewichtsorgans, langfristige Störungen der Hörphysiologie, eine Zunahme von Angst-Störungen bis hin zu einer Schwächung von Herzmuskelzellen. Die Symptome sind dabei so mannigfaltig, dass von einer Einwirkung auf eine Vielzahl von psychischen und physischen Funktionsvorgängen ausgegangen werden muss, die alle nicht annähernd genug untersucht und verstanden sind.
• Bei der Abschätzung der Zahl von Erkrankten muss von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgegangen werden, da insbesondere viele der Betroffenen und deren Ärzte den Zusammenhang der Erkrankungen mit der Ursache -Infraschall von technischen Anlagen- nicht in Verbindung bringen. Die Zahl der bekannten Erkrankten ist daher nur die Spitze des Eisbergs. Eine Schätzung der Gesamtzahl von Erkrankten in der Bundesrepublik erscheint zwischen einigen Tausenden bis zu Hunderttausenden realistisch zu sein. Die wahrscheinlichen Folgekosten im Gesundheitswesen durch frühzeitige Erwerbsunfähigkeit und Arbeitsausfälle sind kaum zu bemessen.
Wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema enden aufgrund der Komplexität der Einwirkungen des Infraschalls auf Mensch und Tier meist mit der Aussage: -Weitere Untersuchungen sind erforderlich-.
Diese Aussage wurde und wird von behördlicher und Regierungs-Seite als -Es gibt keine Hinweise auf gesundheitliche Schädigungen- oder gar als -gesundheitlich unbedenklich - fehlinterpretiert und dienten und dienen so auch den Gerichten als Grundlage für ihre Entscheidungen.
In Deutschland haben wir an Land bereits die höchste Windenergieanlagen-Dichte auf der Welt und planen deren weiteren forcierten Ausbau. Dies soll insbesondere durch leistungsstärkere Anlagen erfolgen, die gerade intensiveren und weitreichenderen Infraschall produzieren. Das Problem wird sich also unweigerlich dramatisch verschärfen.
In Anbetracht der bereits offenbaren Infraschall-Erkrankungen und deren möglichem epidemiologischen Ausmaß, ist unseres Ermessens nach dem Vorsorgeprinzip von den politisch Verantwortlichen dringender Handlungsbedarf gegeben. Die Rahmenbedingungen, unter denen der Betrieb von Windkraftanlagen für die Bevölkerung gesundheitlich unbedenklich sind, ist aus unserer Sicht neu zu definieren und die Grundlage der Regelwerke zu überprüfen.
Unterzeichner:
Prof. Dr. med. Johannes Mayer, Prof. Dr. Werner Roos, Dr. med. Dagmar Schmucker (Internistin), Prof. Dr. med. Werner Matthys (eh. Leiter des Bereichs Umwelthygiene und Umweltmedizin, Universität Münster), Prof. Lothar Meyer (Bremen),