Zum Thema Infraschall und Windkraft:
Berichtet wird in dem 104 Seiten starken Papier der Landesanstalt für Umwelt (LUBW), dass „unterhalb von acht Hertz im Frequenzspektrum diskrete Linien auftreten, welche auf die gleichförmige Bewegung der einzelnen Rotorblätter zurückzuführen sind“. Im hörbaren Bereich wären dies – vereinfacht ausgedrückt – einzeln deutlich heraushörbare Töne. Ob ein Mensch diese extrem tiefen Töne wahrnimmt, wurde gar nicht untersucht. Die Wirkung wurde abgeschätzt durch Bewertungsmethoden, die mehr als 50 Jahre alt sind und deren Verwendung bei so tiefen Frequenzen schlicht falsch ist.
Zudem ist es üblich, den Stand von Wissenschaft und Technik durch eine Literaturliste darzustellen und transparent zu machen, welche Arbeiten anderer Wissenschaftler als relevant für die eigene Untersuchung angesehen werden. Interessanterweise umfasst die Liste neben dem Verweis auf viele, zum Teil sehr alte Normen nur zwölf Zitate anderer Forschungsarbeiten; insbesondere fehlt der Verweis auf Arbeiten, die sich kritisch mit der Wirkung von Infraschall auseinandersetzen, erwähnt sind aber zwei Papiere von Lobbyverbänden der Windkraftindustrie. Die wichtigste Studie ist ganz weggelassen: unter Federführung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) wurde ein europäisches Forschungsprojekt durchgeführt, das sich mit den Grundlagen des Hörens an den unteren und oberen Grenzen des Hörbereichs beschäftigte. Mit hohem Aufwand wurde die Wirkung von Infraschall untersucht, indem man an Versuchspersonen, die künstlich erzeugtem Infraschall ausgesetzt waren, die Reaktionen im Gehirn mit Magnetoencephalografie (MEG) und funktioneller Kernspintomografie (fMRT) sichtbar machte. Die Ergebnisse waren überraschend: Der Mensch nimmt tiefere Töne wahr als bislang angenommen. Es konnte bei sehr tiefen Frequenzen eine Erregung der Hirnregion nachgewiesen werden, die immer dann aktiv ist, wenn das Hirn akustische Signale verarbeitet. Solche Fakten passen nicht zur politischen Linie unserer derzeitigen Landesregierung, die Windkraft mit aller Gewalt auszubauen und mögliche Hinderungsgründe beiseitezuschieben; hier ist die LUBW billiger und unseriöser Handlanger.
Und dass falsche Fakten zwei Wochen vor der Landtagswahl veröffentlicht werden, zeigt, wie skrupellos die Verantwortlichen in Stuttgart bei der Durchsetzung ihrer politischen Ziele wirklich sind.
Dr. Johannes Hoffmann
Malsch
Badische Neueste Nachrichten | Ettlingen | ETTLINGEN | 03.03.2016
Mit freundlicher Genehmigung der BNN