Windkraft: Rat fordert die Standortstreichung
Gutachter berichtet über sensible Tierarten
Von unserem Redaktionsmitglied Rainer Obert
Malsch. Eine klare Ablehnung der Windkraftpläne für Malsch ist Inhalt einer verabschiedeten Stellungnahme an den Regionalverband Mittlerer Oberrhein des Gemeinderats. Ausgearbeitet von CDU und Freien Wählern waren BfU/Grüne und SPD doch erstaunt bis pikiert – der Antrag wurde erst am Sitzungsabend vorgelegt und dann mit der CDU/FWV-Mehrheit beschlossen. Ratsmitglied Manfred Ochs vom Bündnis für Völkersbach hatte sich entschuldigt.
„Umwelt- und naturschutzrechtliche Konfliktpotenziale“ konstatierte FWV-Sprecher Horst Sahrbacher. „Die Flächen sind nicht geeignet für Windkraft.“ Die Bedenken seien vom Regionalverband bislang nicht ausreichend gewürdigt worden. Die Vorranggebiete dürften nicht in den Regionalplan. Ansonsten werde man „eine Ausweisung nicht akzeptieren und mit allen Mitteln dagegen vorgehen“.
CDU-Fraktionschef Thomas Kastner pflichtete bei. Der Regionalverband antworte bisher gar nicht auf geäußerte und eingereichte. „Das sind wir schon gewohnt.“ Die Stellungnahme solle ein Fundament sein, um von der Behörde gehört zu werden.
Zuvor hatte Gutachter Martin Boschert vom Büro Bioplan aus Bühl die bisherigen Ergebnisse der Beobachtungen in Sachen windkraftsensible Tierarten präsentiert. Neun seien in Malsch bisher aufgenommen, darunter der Rot- und Schwarzmilan, Wespenbussard und Waldschnepfe. Rund 1 000 Stunden von Mitgliedern der Bürgerinitiative Pro Naturraum und weiterer Bürger lägen aus den Jahren 2014/15 bereits vor. Die Beobachtungsstandorte seien strategisch gut gewählt. Stattliche 54 Meldungen gebe es zum Rotmilan, der eventuell auf der Höhe überwintere. Vier Brutplätze des Wanderfalken seien nachgewiesen, zwei Wespenbussard-Paare stehen unter „Brutverdacht“, recht nahe an den Völkersbacher Windkraft-Suchorten. Eine abschließende Bewertung, wie negativ die Windkraft die Arten beeinflusse, lag noch nicht vor. Die Hangkante sei auch für Thermalflieger wichtig, das sei aber überall so. Im Weiteren werde etwa geprüft, ob der Rotmilan „in größeren Trupps gezielt drüber“ geht.
„Nur weil ihnen das Ergebnis des bisherigen Gutachters nicht gepasst hat“, kommentierte Karlheinz Bechler (BfU/Grüne) das Einschalten von Boschert. Es seien bislang keine Konzentrationsgebiete sensibler Arten nachgewiesen, den Antrag lehne man ab. Klaus Jung (SPD) bekräftigte nochmals, dass keine kommunalen Flächen für Windkraftanlagen zur Verfügung gestellt werden sollen. In Sachen Windkraft-Standort Kreuzelberg will man sich an die Stellungnahme aus Ettlingen anhängen, der Gemeinderat dort lehnt diesen ab.
Mit dem Antrag verknüpften CDU und Freie Wähler – unabhängig vom Thema Windkraft – gleich noch die Beantragung eines Wasserschutzgebiets zum Quellenschutz für Sulzbach, um somit die Option einer Mischung mit Zweckverbandswasser für weicheres Wasser im Blick zu behalten.
Badische Neueste Nachrichten | Ettlingen | ETTLINGEN | 29.10.2015
Mit freundlicher Genehmigung der BNN