17. Juni 2015
Credo ist verblasst

Leserbrief von Dr. Andreas Dumm Malsch-Völkersbach

Zum Thema Windkraft und Artenschutz:

Zu den Argumenten der Befürworter der Windstromerzeugung im äußerst windschwachen Südwesten Deutschlands gehört von jeher die Behauptung, die Energieerzeugung müsse und könne „demokratisiert“ werden. Zusammen mit finanziellen Appetitanregern wurde daraus das weithin gepriesene „Bürgerwindrad“, das das bürgerliche Engagement für die gute Sache wecken soll und den Geist von 1848/49 („Badische Revolution“) durch die Rotoren moderner Industrietürme zu wehen verspricht.
Mit ehrenamtlichen Artenschützern gehen die Propagandisten dieser Form des Bürgersinns weniger wohlwollend um. Die in Tausenden von Stunden auf hohem Stand der Sachkenntnis erarbeitete Dokumentation des Artenschutzes in Malsch und Umgebung will die LUBW (früher: „Landes-Umweltamt“) einfach nicht zur Kenntnis nehmen: Sie wird nicht als herausragendes Beispiel bürgerlichen Engagements begrüßt und gewürdigt, sondern als Hindernis auf dem Wege zur allein seligmachenden „Energielandschaft“ der Zukunft begriffen.
Traurig, aber wahr: Der „Bürgerartenschutz“, derart diskriminiert, muss sich gegen jene erst zur Wehr setzen, die einst im Namen des Umwelt- und Naturschutzes angetreten waren; in hohen Regierungsstellen angekommen, ist ihr Credo bis zur Unkenntlichkeit verblasst. Die „Radikaldemokraten“ von einst – Friedrich Hecker, Gustav Struwe und ihre Mitstreiter – würden sich im Grabe umdrehen.
Dr. Andreas Dumm Malsch-Völkersbach

Badische Neueste Nachrichten | Ettlingen | ETTLINGEN | 17.06.2015

Mit freundlicher Genehmigung der BNN