Die Bürgerinitiative proNaturRaum lud am vergangenen Freitag zur Fledermaus-exkursion mit der Umweltpädagogin Claudia Bruder ein. Ca. 50 Interessierte trafen sich am Waldrand in Völkersbach, um mehr über das Leben der Fledermäuse zu erfahren und mit etwas Glück auch einige der Tiere beobachten zu können.
Vor der Praxis liegt bekanntlich die Theorie und so berichtete Frau Bruder zunächst einmal Wissenswertes über Fledermäuse: Die 22 Fledermausarten, die in unserer Region vorkommen, stehen alle auf der roten Liste vom Aussterben bedrohter Tierarten. Die Population der Fledermäuse ging seit den 50er Jahren um 95 Prozent zurück.
Fledermäuse leben in sozialen Gruppen. In den Sommerquartieren bewohnen die Weibchen mit den Jungen zusammen geeignete Höhlen, Felsspalten und Dachböden, während die Männchen als Einzelgänger leben. Die Winterquartiere werden von allen Tieren gemeinsam bewohnt.
Fledermäuse haben kein gutes Sehvermögen. Ihr Echoortungssystem ermöglicht es ihnen jedoch im Dunkeln zu fliegen und zu jagen, indem sie Ultraschallwellen ausstoßen, die von den Objekten als Reflexionen zurückgeworfen werden und den Tieren so eine genaue räumliche Vorstellung von ihrer Umgebung geben. Sie sind dadurch in der Lage, Insekten wahrzunehmen, und ihre Geschwindigkeit und die Richtung, in der sie sich fortbewegen, zu erkennen.
Das führte die Teilnehmer zu der Frage: Warum sind Fledermäuse durch Windkraftanlagen gefährdet, wenn sie doch in der Lage sind, selbst kleinste Insekten wahrzunehmen? Frau Bruder erläuterte, dass Fledermäuse bis zu 1500 Kilometer fliegen, um von ihrem Sommerquartier ins Winterquartier zu kommen. Auf dem Weg vom Schlafquartier zum Jagdrevier legen sie bis zu 10 Kilometer zurück. Auf diesen Strecken fliegen sie – anders als bei der Insektenjagd – sehr hoch. Außerdem bedienen sie sich bei diesen Flügen nicht der Echoortung sondern orientieren sich – ähnlich wie Zugvögel – an den Linien des Erdmagnetfeldes. Windkraftanlagen, die Ihnen plötzlich im Wege stehen, können sie nicht wahrnehmen. Durch den Sog der großen Flügel angesaugt, platzen den Tieren die Lungen oder sie werden erschlagen. Der „Spiegel“ berichtete im Jahr 2013, dass davon ausgegangen werden muss, dass jährlich bis zu einer Viertelmillion Fledermäuse durch Windkraftanlagen in Deutschland zu Tode kommen (nachzulesen bei: http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/ windkraft-tausende-fledermaeuse-sterben-an-windraedern-in-deutschland-a-917385.html). Dies ist auch deshalb so fatal, weil die Fortpflanzungsrate bei Fledermäusen sehr gering ist: ein Fledermausweibchen bekommt in der Regel pro Jahr nur ein Junges. Eine vom Regierungspräsidium Freiburg in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Schluss, dass insbesondere Windkraftstandorte in Wäldern und/oder auf Bergrücken nach der aktuellen Kenntnislage als potenziell besonders problematisch einzuschätzen sind (Sehr lesenswert: http://www.rp.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/show/1158478/rpf-windkraft-fledermaeuse.pdf).
Nach all der – zum Teil sehr traurigen – Theorie ging es dann ans Praktische. Spannend war die Frage, ob sich denn einige der Tiere blicken lassen würden. Die Gruppe hatte Glück, mit zunehmender Dämmerung machten sich etliche Zwergfledermäuse über der Wiese am Waldrand auf die Jagd nach ihrem Abendessen. Mit Hilfe von Ultraschalldetektoren machte Frau Bruder deren Laute hörbar.
Das Wesen der Fledermäuse, ihre Lebensweise und Eigenart wurden allen Teilnehmern bei dieser Exkursion anschaulich nahe gebracht. Die aktuelle bestehende Gefährdung der Tiere durch Windkraftanlagen machte nachdenklich. Sollte es uns wirklich nur möglich sein, sauberen Strom zu erzeugen auf Kosten von Arten, die dann zum Aussterben verurteilt sind? Wir, die Mitglieder der Bürgerinitiative proNaturRaum, meinen, dass bei aller Notwendigkeit des Ausbaus von regenerativen Energien der Umweltschutz nicht ausgehebelt werden darf. Die Politik des Wegschauens, die zur Zeit in Baden-Württemberg praktiziert wird sollte ein Ende haben, damit unsere Umwelt auch unter Grün-Rot eine Zukunft hat.
Ihre Bürgerinitiative proNaturRaum
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